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Die bilanzexterne Finanzierung

bilanzexterne FinanzierungDie bilanzexterne Finanzierung und der Start in die wirtschaftliche Unabhängigkeit

Je nachdem, für welche Variante der Selbstständigkeit man sich entscheidet, um eine Finanzierung kommt man nicht herum. Dabei kann es sich um Eigenfinanzierung handeln, die man aus eigenen privaten Mitteln erbringt, oder man stützt sich auf eine Fremdfinanzierung durch einen Kapitalgeber. In diesem Bereich haben sich im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Formen bewährt. Welche Version die individuell passende ist, hängt vom Bedarf des Existenzgründers und dem geplanten Vorhaben ab. Eine spezielle Möglichkeit an Geldmittel zu kommen, ist die bilanzexterne Finanzierung.

Begriffserklärung: Bilanzexterne Finanzierung

Hinter dem Begriff der bilanzexternen Finanzierung verbirgt sich ein Verfahren zur Gewinnung von finanziellen Mitteln für Unternehmen, das im Fachjargon auch als Off-Balance-Sheet oder bilanzneutrale Finanzierung bekannt ist. Da normalerweise alle in ein Unternehmen einfließenden finanziellen Mittel und alle daraus entnommenen Gelder in der Bilanz aufgeführt werden, ist die bilanzexterne (außerhalb der Bilanz) stattfindende Finanzierung eine Sonderform. Typisch ist diese beispielsweise beim sogenannten Sale-Lease-Back oder beim Leasing. Die bilanzexterne Finanzierung wird dazu benutzt, die Bilanz „“zu schönen““, was in diesem Rahmen ein durchaus zulässiges Gebaren ist. Eine so geführte Bilanz enthält weder die als Passivposten geführten Verbindlichkeiten noch das aktiv verzeichnete Vermögen.

Für wen eignet sich die bilanzexterne Finanzierung?

Es ist durchaus üblich, dass Leasingverträge in zunehmendem Umfang von Existenzgründern in Anspruch genommen werden, weil diese nicht in der Bilanz erscheinen müssen. In Unternehmen, in denen sich die Selbstständigen in diesem Zusammenhang als Leasingnehmer darstellen, trägt die bilanzexterne Finanzierung dazu bei, dass die Belastungen geringer werden, die mit der Frage nach der Liquidität einhergehen. Deshalb steigt die Tendenz der Existenzgründer zum Leasing oder Off-Balance-Financing. Als besonders günstig erweist sich dabei die spezielle Behandlung außerbilanzieller Finanzierungen. Die bilanzexterne Finanzierung basiert aber nicht ausschließlich auf Leasing. Es gibt zudem noch andere Instrumente wie sogenannte Förderungsprogramme und sogenannte gepachtete oder gemietete Güter. Diese Finanzierungsvariante ist daher unter anderem in der Industrie, im Handwerk, in der Hotel-, Immobilien-, Fahrzeug- und Gaststättenbranche üblich. Hat man nun das Vorhaben sich eine Anlage oder ein weiteres Grundstück für sein Unternehmen zuzulegen, dann kann man durch einen Leasingvertrag in das beanspruchte Objekt investieren. Dafür stehen Leasinginstrumente wie:

  • das Mobilienleasing
  • das kleinervolumige Mobilienleasing oder
  • das Immobilien- und Kraftfahrzeugleasing
  • das Vertriebsleasing
  • das internationale Leasing
  • das Kommunal-Leasing

von professionellen Anbietern zur Verfügung.

Inhalte: Bilanzexterne Finanzierung

Neben den klassischen Finanzierungsarten kann man sich durchaus für die bilanzexterne Finanzierung entscheiden, weil einem diese neben dem Leasing verschiedene Alternativen bietet:

  • Factoring
  • Forfaitierung
  • Asset-Backed-Securities-Finanzierung

Die im Unternehmen anfallenden Forderungen aus den getätigten Lieferungen oder erbrachten Leistungen werden an eine Zweckgesellschaft weiter verkauft, die dem Unternehmer als Preis dafür eine Liquidität garantiert. Diese Variante ist insbesondere für Mittelständler vorteilhaft. In der bilanzexternen Bestandsfinanzierung erscheinen weder der Posten Anlagevermögen noch die entsprechenden Schulden in der Bilanz.

Bilanzexterne Finanzierung mit Vorteilen und Nachteilen

Da sich die bilanzexterne Finanzierung auch mit dem Leasing beschäftigt, ergeben sich daraus verschiedene positive Effekte:

  • Finanzkennzahlen können verbessert werden
  • Grenzen im finanziellen Bereich werden leichter erkannt und finden mehr Beachtung
  • zuverlässigeres Einhalten von Darlehens- und Bankverträgen
  • steuerliche Vorteile
  • Liquidität wird gewährleistet und ist stabil
  • Leasingraten können als Basis für die Kalkulation dienen
  • feststehende Leasing-Raten und Vertragslaufzeiten = Sicherheiten für eine Planung
  • Vertragsgestaltungen sind individuell und unternehmensbezogen
  • Optimierung der Bilanz ist realisierbar

Durch bilanzneutrale Finanzierungen entsteht keine Belastung der Bilanz durch übliche Fremdfinanzierungsmodelle. So wird die Unternehmensliquidität nicht beeinflusst und man gilt weiterhin als kreditwürdiger Kunde bei Bank- und Darlehensgeschäften.

Als geschätzte Alternative zu herkömmlichen Finanzierungsversionen kann die bilanzexterne Finanzierung mit speziellen Risiken verbunden sein, die gerade von unerfahrenen und betriebswirtschaftlich nicht geschulten Neugründern unterschätzt werden. Diese Gefährdungen treten durch:

  • das Fehlen von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten in den Bilanzen (Grundlage für Fehleinschätzungen)
  • die Unvollständigkeit der Bilanzen
  • die teilweise erhöhten Gesamtkosten
  • die festgelegte Laufzeit des Leasingvertrages
  • permanente Gefahr der Vertragskündigung durch Leasinggeber

auf.

Das Factoring als bilanzexterne Finanzierung

Beim Factoring geht es darum, bestehende Forderungen aus Dienstleistungen und Warenlieferungen an ein spezielles Factoring-Unternehmen zu verkaufen und dafür direkt den Kaufpreis erstattet zu bekommen. Dadurch kann Ausfallrisiken von Geldern bei einer Zahlungsunfähigkeit von Kunden vorgebeugt werden. Darüber hinaus ist eine Bilanzoptimierung durchführbar, denn da die Forderungen verkauft wurden, sind diese nicht mehr Bestandteil des Aktiva der Bilanz. Die Bilanzsumme wird dadurch kürzer.

Die Forfaitierung als bilanzexterne Finanzierung

Mehr Sicherheit, eine stabile Liquidität und ein reduziertes Risiko – das ist auch bei der Forfaitierung der Fall. Gerade bei Exportgeschäften ist diese Finanzierungsform eine bewährte Vorgehensweise geworden. Bei einer Forfaitierung werden die aus dem Export stammenden Forderungen regressfrei angekauft. Man erhält den Erlös aus den ausländischen Verkäufen sofort und kann die Eigenkapital- und Bilanzstruktur verbessern.“