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Wenn der Fiskus das Konto einfriert

In Deutschland muss man Steuern zahlen, soviel steht fest! Doch was passiert, wenn der Fiskus berechtigt oder unberechtigt das Konto sperrt?  Das musste vor kurzem ein guter Bekannter am eigenem Leib erfahren. Wie schützt man sich, wenn längere Zeit das Konto “dicht” gemacht wird?

Welche Probleme daraufhin entstehen können, ist den Ämtern manchmal überhaupt nicht bewusst. Bis hin zur Aufgabe der selbstständigen Tätigkeit, mit Folgen die einen viele Jahre hinweg begleiten. Auch wenn das Finanzamt in den meisten Fällen zu Recht das Konto einfriert, passieren auch dort mal Fehler.

Was ist passiert?

finanzamt Die Schuldfrage ist geklärt. Sie lag beim Steuerberater meines Bekannten. Der versäumte die Einreichung einer Fristverlängerung. Trotz einer Rückzahlung im vierstelligen Euro-Bereich wurde das Konto dicht gemacht.

Knapp acht Wochen musste er auf den Zugriff aufs “eigene Konto” verzichten. Auch sämtliche Abbuchungen und Überweisungen wurden storniert und somit kamen mehrere Probleme hinzu.

 

Das es sich um einen Dienstleister handelt, der sehr oft Material einkaufen muss, um seine Aufträge abzuarbeiten, konnte er in der gesamten Zeit kaum etwas erledigen. Neben den Ertragsausfällen, sind Beträge für die Krankenkasse usw. zu entrichten. Die Folgen werden noch über Monate hinaus spürbar sein.

Finanzamt hat das Recht

Ja, das Finanzamt hat das Recht und auch Zugriffe auf alle Transaktionen und Daten der Konten. Hierzu mal einige Paragraphen:

§ 249 AO Vollsteckungsbehörden

(1) Die Finanzbehörden können Verwaltungsakte, mit denen eine Geldleistung, eine sonstige Handlung, eine Duldung oder Unterlassung gefordert wird, im Verwaltungsweg vollstrecken. Dies gilt auch für Steueranmeldungen (§ 168). Vollstreckungsbehörden sind die Finanzämter und die Hauptzollämter; § 328 Abs. 1 Satz 3 bleibt unberührt.

(2) Zur Vorbereitung der Vollstreckung können die Finanzbehörden die Vermögens- und Einkommensverhältnisse des Vollstreckungsschuldners ermitteln. Die Finanzbehörde darf ihr bekannte, nach § 30 geschützte Daten, die sie bei der Vollstreckung wegen Steuern und steuerlicher Nebenleistungen verwenden darf, auch bei der Vollstreckung wegen anderer Geldleistungen als Steuern und steuerlicher Nebenleistungen verwenden.

Gerade wenn der Verdacht besteht, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht oder eine Frist verstrichen ist, reagiert das Finanzamt sehr schnell. Manchmal zu schnell und ohne, dass sich der Schuldner dazu äußern kann. Noch schlimmer ist es, wenn man sich auf einen “Steuerberater” verlässt, der die gesamte Post vom Fiskus bekommt.

Tipp: Wenn ihr einen Steuerberater beauftragt, lasst die Post lieber zu euch senden und gebt sie dann dem Steuerberater. Bei manchen Ämtern kann man auch zwei Adressen für die Briefzustellung angeben.

Reden ist Gold

Sollte euch wirklich so ein Brief vom Finanzamt in Haus flattern, dann probiert sofort, euch mit den Sachbearbeiter in Verbindung setzen. Denn wie bei fast allen Problemen, ist auch hier reden Gold wert. Ein persönliches Vorsprechen, warum, weshalb, wieso bietet sich immer an. Nehmt euch die Zeit und fahrt direkt zum zuständigen Finanzamt.

Aber auch die andere Seite, sollte mal häufiger zum Telefonhörer greifen, statt gleich eine Konto einzufrieren. Ja, ihr netten Mitarbeiter vom Finanzamt, ihr könnt es vielen Menschen und auch euch erleichtern, wenn das Gespräch gesucht wird.

Wie vor Kontosperrung schützen

Schon ein Sprichwort gibt die erste Antwort: “Nur Bares, ist Wahres!” Es empfiehlt sich immer etwas Bargeld daheim zu haben. Es soll nicht heißen, dass jetzt sämtlich Konten geplündert werden sollen, aber einige hundert Euro im Geldbeutel zu haben ist sicherlich nicht verkehrt.

Eine weitere Möglichkeit wären mehrere Konten, bei verschiedenen Banken. Aber nicht, um irgendwelche Zahlungen zu vertuschen oder gar für illegale Handlungen, sondern um flüssig zu sein, wenn es zu einer Kontosperrung kommt.

  • Konto 1. = offizielles Firmenkonto (Eingänge und Ausgänge)
  • Konto 2. = privates Konto (Für das Gehalt von der Firma.)
  • Konto 3. = Rücklagenkonto (Für Steuerrücklagen usw.)

Wenn nur ein Konto offiziell bei dem Finanzamt gemeldet ist, wird meist nur dieses eingefroren und die anderen Konten stehen noch zur Verfügung. Die beste Lösung ist natürlich, erst gar nicht in eine solche Situation zu kommen. Sucht euch also einen vertrauensvollen und zuverlässigen Steuerberater.

Weitreichende Folgen

Das so eine Kontosperrung für einen kleinen selbstständigen Unternehmer ein Genickbruch sein kann, könnt ihr euch auch denken. Zwei Monate kein Zugriff aufs Konto, Aufträge werden nicht erfüllt, Kunden rennen weg. Innerhalb von wenigen Wochen ist das über Jahre aufgebaute Kleinunternehmen platt. Und nicht nur das. Es kann sogar die Aufgabe der selbstständigen Tätigkeit bedeuten.

5 comments

  1. Man kann nur in gewissen Rahmen die Verantwortung abgeben, und die Schuldigen immer nur bei den "Anderen" zu suchen,  ist gar nicht zielführend.

    • Hallo Anja,

      ich bin auch kein Freund davon jemand anderen die Schuld zuzuweisen. Aber wenn jemand bezahlt wird, der eigentlich ein „Profi“ in seinem Fach ist, dann sollte es schon funktionieren. Grundsätzlich sollten die Fehler bei sich gesucht werden, zu 95 findet man dort auch etwas 😉

      Grüße Ivo

      p.s. Deine URL hatte einen Buchstabendreher, ich habe das in die richtige geändert.

  2. Anja Rieger Design

    Das unterschreibt man bei einem Steuerberater, das sie keine Verantwortung übernehmen … Klar sollte jeder seinen Job so machen, daß es tip top ist, aber vielleicht liegt es auch an den zu komplizierten Vorschriften, durch die auch kein Fachman/-frau mehr gescheit durchsieht.

  3. Birgit Klassen

    Hallo Ivo,
    also ich finde, das Finanzamt sollte etwas toleranter sein. Sie sollten sich mehr als Dienstleister betrachten, wie in anderen Ländern und genau wie Du schreibst, Service am Kunden tun und öfters mal anrufen, wenn es Probleme gibt.
    So würden sich beide Seite Zeit sparen und sicherlich zufriedener sein.
    Liebe Grüße

    • Hallo Birgit,

      auf jeden Fall. Dennoch glaube ich, dass es nicht passieren wird.

      Grüße Ivo