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Vom Marktführer in die Insolvenz

Viele Marktführer sind noch heute ein Begriff, und das, obwohl sie mittlerweile Insolvenz anmelden mussten. Dass das nicht immer das Ende des Unternehmens als solches bedeuten muss, zeigen viele Beispiele. Dass es aber auch durchaus zu einer herben Niederlage für Investoren, Management und Mitarbeiter werden kann, beweisen ebenso viele Gegenbeispiele.

Vom Marktführer in die Insolvenz

Vom Marktführer in die Insolvenz

Welche Firmen waren vor der Insolvenz Marktführer?

Pfleiderer AG – Ehemaliger Spanplatten Marktführer

Ein Blick in die jüngste, aber auch etwas weiter zurück liegende Vergangenheit zeigt, dass es viele große und namhafte Unternehmen traf. Die Pfleiderer AG, die im Bereich der Spanplatte absoluter Marktführer Deutschlands war und mit anderen Produkten auch die Marktführerschaft in den USA erlangte, ist nur ein Beispiel.

Das traditionsreiche Unternehmen kann auf weit über 100 Jahre Firmengeschichte (1894-2012) zurück blicken, als es im März 2012 Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens stellen musste. Zuvor wurden unzählige Firmen übernommen und aufgekauft, die Produktsparte erweitert, aber genauso die Anteile der einstigen Familie an Kapitalgesellschaften verkauft.

Rosenthal – Porzellanhersteller mit Tradition

Bekanntester Porzellanhersteller ist Rosenthal vielleicht nicht, aber er gehört auf jeden Fall zu den großen Namen am Markt. Auch hier handelt es sich um ein Traditionsunternehmen (1879 gegründet), das über die Jahre hinweg unzählige Firmen aufgekauft und übernommen hatte.

Im Laufe der Zeit wurde das Unternehmen anderen Konzernen zugeordnet und 2009 wurde Insolvenz angemeldet. Nach dem erfolgreichen Verkauf an das italienische Unternehmen Sambonet Paderno, das sich auf die Herstellung von Besteck spezialisiert hatte, besteht Rosenthal aber bis heute weiter.

Weitere namenhafte Insolvenzen

Auch die in den 1980er und 1990er Jahren überaus erfolgreiche Werbeagentur Springer & Jacoby musste Insolvenz anmelden. Allerdings erst, nachdem die Chefetage ausgewechselt wurde. Nicht viel anders sieht es bei den übrigen Marktführern aus. So ist der einstige Drogeriekönig Schlecker erst vor kurzem mit Pauken und Trompeten untergegangen. Ob das Unternehmen noch mit dem Privatvermögen der Betreiberfamilie hätte gerettet werden können oder müssen – darüber stritt die gesamte Nation.

Modelleisenbahnfans kennen Märklin als erste Adresse für hochwertige Modelleisenbahnen, dennoch musste der Marktführer Insolvenz anmelden. Kodak erfand einst die Digitalfotografie, doch der Erfolg brachte das Unternehmen zu Fall. Der Druckmaschinen-Hersteller Manroland ist ebenfalls nicht mehr aktiv. Und auch in anderen Branchen sind Firmenpleiten an der Tagesordnung.

Allen voran sei hier das Spektrum erneuerbarer Energien zu nennen. Choren wollte günstigen Treibstoff aus Holz herstellen, bis zu 65.000 Tonnen Holz sollten jährlich verarbeitet werden. Steigende Holzpreise machten das Projekt unwirtschaftlich, Millionen Subventionen gingen verloren. Und sogar Q-Cells, führender Hersteller für Solarzellen, geriet in die Schieflage.

Gründe für derartige Insolvenzen

Welche Gründe aber gibt es für einen solchen Absturz? Was bringt ein Unternehmen dazu, vom Marktführer in die Insolvenz zu stolpern? Experten sind sich einig, dass die Gründe so vielfältig, wie die betroffenen Unternehmen sind, aber auch, dass sich erste Anzeichen einer Insolvenz bereits frühzeitig zeigen, jedoch vielfach übersehen werden. Wer aber nicht sofort handelt, der muss damit rechnen, dass die ganze Angelegenheit nur noch schlimmer wird.

Neun entscheidende Punkte warum es zu Marktführerinsolvenzen kommen kann

Managementfehler – Vielfach liegen die Gründe für den Unternehmensabsturz im Management. So scheiden die Gründer eines Unternehmens, die mit Herzblut, Leib und Seele bei der Sache waren, früher oder später aus den Unternehmen aus.

Die Nachfolger freuen sich, ein so gut laufendes Geschäft zu übernehmen. Statt sich aber die Frage zu stellen, worin das Geheimnis des Erfolgs liegt, ruht man sich oft auf den Lorbeeren aus – einer der größten Fehler, die man machen kann.

Die Arbeiten werden schlampiger ausgeführt, Kundenanregungen nicht mehr so ernst genommen und damit das Unternehmen in den Ruin gewirtschaftet. Wenn also ein gewisser Erfolg vorhanden ist, geht dieser nicht selten mit einer gehörigen Portion Überheblichkeit einher. Und genau diese ist es, die das Unternehmen dann zu Fall bringt.

Zu schnelles Wachstum – Auch ein zu schnelles Wachstum von Unternehmen kann durchaus zum Absturz führen. Schnell wird man dann nämlich nachlässig, weil man sich auf den erreichten Lorbeeren ausruht. Dass das fatale Folgen mit sich bringen kann, versteht sich nahezu von selbst.

Hohe Verschuldung – Nicht zuletzt ist die Schuldenfrage für Unternehmen entscheidend. Aufgrund eines anhaltend hohen Erfolgs werden immer mehr Firmen aufgekauft und übernommen. Dass dafür Kapital benötigt wird, versteht sich von selbst. Handelt es sich hierbei um Fremdkapital kann es schnell zu einer Überschuldung kommen, die letzten Endes im Insolvenzverfahren mündet.

Zu starke Konzentration auf eine Marktnische – Der Mensch als solches ist bequem. Und da Unternehmen stets von Menschen geleitet werden, sind sie es auch. Wer eine Marktnische für sich entdeckt hat, in der er äußerst erfolgreich ist, der bleibt oft in dieser bequemen Position, und zwar mitunter zu lange. Wer sich aber zu stark auf eine Marktnische konzentriert, für den kommt schon bald das böse Erwachen. Schließlich können einzelne Nischen von einem Tag auf den anderen abstürzen und demzufolge reißen sie die Unternehmen mit sich.

Zu großes Selbstvertrauen – Kann das Selbstvertrauen eines Unternehmers zu groß sein? Die Antwort darauf muss Ja lauten, sind sich Experten einig. Denn Unternehmer, die es zwar zum Erfolg gebracht haben, sich bei anbahnenden Rückschlägen aber immer noch nur auf sich verlassen, anstatt sich professionelle Hilfe zu holen, werden oft in den Abgrund gerissen.

Zu spätes Erkennen von Problemen – In der Regel zeigt sich eine drohende Insolvenz frühzeitig. Erste Anzeichen sind oft schon Jahre im Vorfeld zu entdecken, doch sie werden häufig nicht erkannt oder nicht für voll genommen. Viele Fehler können Unternehmer machen, bevor sie endgültig pleite sind. Die Kunst liegt darin, möglichst frühzeitig zu erkennen, wo die Fehler konkret liegen und diese abzustellen.

Unerwartete Preissteigerungen – Im Einkauf liegt der Gewinn – das sagt eine alte Managementweisheit. Doch mitunter steigen Einkaufspreise unvorhersehbar schnell und drastisch an. Das brachte auch den Biodiesel von Choren zu Fall. Denn aufgrund der massiv angestiegenen Einkaufspreise konnte der Diesel nicht mehr zu marktgerechten Preisen produziert werden. Er wurde unwirtschaftlich.

Neue Wege gehen – Das Geheimnis des Erfolgs ist es, immer wieder neue Wege zu gehen, sich selbst neu zu erfinden. Entwicklungen am Markt müssen beobachtet und Chancen erkannt werden. Auf den möglichen Zug muss so früh wie möglich aufgesprungen werden, dann kann man langfristig erfolgreich sein.

Konkurrenz – Konkurrenz belebt das Geschäft, kann aber auch zum Absturz führen. Die Billiglohnproduzenten aus Asien machen es vor.

One comment

  1. Michael Bornemann

    Das sind ja jetzt Beispiele aus der Vergangenheit. Wie wäre es mal mit einer Prognose für die kommenden Insolvenzen? 🙂 Zum Beispiel hat es ja Mediamarkt verpasst sich rechtzeitig im Internet mit einem Online Shop zu platzieren. Und jetzt steht der Elektronikriese im WWW in harter Konkurrenz mit Amazon & Co. Wenn die Konsumenten nun immer mehr online bestellen… Ob es Mediamarkt wohl dann noch in 10 Jahren geben wird? 😉